Die traditionsreiche WMF in Geislingen, einst ein Symbol für industrielle Stärke und soziale Verantwortung, steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die „WMF Shared Service GmbH“, Teil der französischen Groupe SEB, hat die Gespräche mit der IG Metall zur Fortführung der Anerkennungstarifverträge überraschend abgesagt. Damit droht das Ende einer jahrzehntelangen Sozialpartnerschaft.
„Das Unternehmen war über Generationen hinweg ein zentraler Bestandteil der Region“, erklärt Michael Kocken, Geschäftsführer der IG Metall Göppingen-Geislingen. „Kaum eine Familie in Geislingen, die nicht durch Großeltern, Eltern oder Geschwister mit der WMF verbunden war. Diese enge Bindung wird nun durch einseitige Entscheidungen des Arbeitgebers aufs Spiel gesetzt.“
Die Geschäftsführung der „WMF Shared Service GmbH“ plant ein neues Entgeltsystem, das künftig ohne Tarifbindung auskommen soll. Lohnerhöhungen sollen nicht mehr tariflich geregelt, sondern allein vom Unternehmen entschieden werden. Auch die Arbeitszeit steht zur Disposition: In einem Gespräch mit der IG Metall sprach die Geschäftsführerin von einer Ausweitung auf 42 Stunden pro Woche – inklusive Wochenendarbeit.
„Damit verstößt die Geschäftsführung gegen sämtliche Grundsätze der Fairness“, so Kocken weiter. „Die Beschäftigten sind enttäuscht und wütend. Sie haben kein Verständnis für diesen Kurs – und wir als IG Metall auch nicht.“ Der Betriebsrat des Unternehmens hat indes deutlich gemacht, dass sie ausschließlich mit der IG Metall gemeinsam verhandeln werden und dann „ist das Ergebnis ein Tarifvertrag. Ohne wenn und aber!“
Die Shared Service GmbH, deren erklärter Unternehmenszweck laut Handelsregister die „Erbringung von konzerninternen Dienstleistungen jeder Art“ ist, betont in ihrer Kommunikation Effizienz und interne Optimierung. Doch die aktuellen Maßnahmen stehen im klaren Widerspruch zu den Werten, die einst die WMF auszeichneten: soziale Verantwortung, Partnerschaft und Respekt gegenüber den Beschäftigten.
Die IG Metall kündigt Widerstand gegen die geplanten Änderungen an und ruft die Belegschaft zur Geschlossenheit auf. „Wer die Tradition eines Unternehmens aufkündigt, kündigt auch das Vertrauen der Menschen“, so Kocken.