Strukturbericht Region Stuttgart Herausforderungen kennen, Zukunft gestalten

Neuer Strukturbericht sieht für die Region Stuttgart Herausforderungen in Fachkräftesicherung, Verkehrsinfrastruktur sowie Innovation und Transformation

Strukturbericht Region Stuttgart 2025

29. September 2025 29. September 2025


STUTTGART, 29.09.2025:  Forschung und Entwicklung, Innovationen, Fachkräfte und ein starkes Netzwerk aus Unternehmen und Wissenschaft – das sind die enormen Potenziale der Region Stuttgart. Damit steht sie nach wie vor auf wirtschaftlich starken Beinen. Um die Region resilient für die Zukunft zu halten, müssen jetzt die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Die finden sich im aktuellen Strukturbericht, den die vier Herausgeber – Verband Region Stuttgart, Handwerkskammer Region Stuttgart, IG Metall Region Stuttgart und die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart – heute vorgestellt haben. Unter dem Titel „Strukturwandel als kritischer Wendepunkt: Die Zukunft der Region Stuttgart zwischen Innovationsanspruch und Transformationsdruck“ analysiert er die Chancen und Herausforderungen der Region.

Der aktuelle Strukturbericht untersucht, welche Faktoren die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft maßgeblich beeinflussen. Dazu gehören unter anderem die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, die Wirtschafts- und Innovationskraft der Region sowie die Zukunft der Energie- und Verkehrsinfrastruktur.  Derzeit wird die Region Stuttgart mit Veränderungen konfrontiert: Globale Konflikte und Krisen erzwingen ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Die wirtschaftliche Stärke unserer Region ist kein Selbstläufer. Sie muss gestaltet werden“, sind sich die Herausgeber einig.

„Lassen Sie uns die Ergebnisse des Strukturberichts als Auftrag verstehen. Auftrag, die Region Stuttgart zukunftsfest zu machen – mutig, entschlossen, gemeinsam“, so Dr. Alexander Lahl, Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart. 

Fachkräftemangel als Wachstumshemmer

Nach wie vor ist der Mangel an Fach- und Arbeitskräften ein großer Risikofaktor. Hinzu kommt: In den nächsten Jahren erreichen immer mehr Erwerbstätige das Rentenalter. „Die konjunkturellen Sorgen der Betriebe sind akut, das verdeckt zurzeit etwas den hohen Bedarf an Fachkräften“, sagt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. „Doch der demographische Wandel ist unerbittlich. Diese Herausforderungen müssen wir angehen, um die Zukunft der Unternehmen der Region zu sichern. Allein im Handwerk werden in den nächsten fünf Jahren über 5000 Inhaberinnen und Inhaber in den Ruhestand gehen. Wir brauchen dringend qualifizierte Fachkräfte und Unternehmernachwuchs, die die Betriebe weiterführen können“, so Friedrich. Für die Region Stuttgart wird bis zum Jahr 2035 mit einem Beschäftigungsrückgang von 2,7 Prozent gerechnet. Der zunehmende Fachkräfteengpass ist ein wichtiger Treiber für diese Entwicklung. Die Zahl der unbesetzten Stellen steigt demnach von derzeit 42.000 auf rund 108.000 innerhalb der nächsten zehn Jahre. Freiwerdende oder neu entstehende Arbeitsplätze könnten im schlechtesten Fall nicht neu besetzt werden. Der Fachkräftemangel ist ein Hemmnis für das wirtschaftliche Wachstum – und damit für den zukünftigen Wohlstand. Eine enge Verbindung zwischen Unternehmensnachfolge und Gründungskultur kann helfen, bestehende Strukturen zu erhalten und weiterzuentwickeln. In der Region gibt es viele Fachkräfte, dieses Potenzial muss besser genutzt werden. Ziel ist es, diese Personen für unternehmerische Projekte zu gewinnen – und sie und ihr Know-how so in der Region zu halten.

Chancen durch Aus-, Um- und Weiterbildung

Die Fachkräftesicherung ist ein zentrales Handlungsfeld für die Region Stuttgart. Das erfordert eine Stärkung von Aus-, Um- und Weiterbildung. „Qualifizierung ist eine der zentralen Stellschrauben für Beschäftigungssicherung – auch und gerade in Zeiten massiver betrieblicher Spar- und Stellenabbauprogramme, wie wir sie derzeit erleben“, sagt Alessandro Lieb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen stellvertretend für die IG Metall Region Stuttgart. „Gut qualifizierte Fachkräfte sind die Basis für erfolgreiche Betriebe – insbesondere in der Transformation. Es ist an der Zeit zu investieren – in Zukunftsprodukte, Innovationen, Qualifizierung und somit in Beschäftigung.“ Will man die Wachstumspotenziale der Region zukünftig bestmöglich nutzen, müssen gut ausgebildete Fachkräfte an die Region Stuttgart gebunden werden. Das gilt für heranwachsende Arbeitskräfte, aber auch für die der Generation 50plus. Gelingen kann das durch eine hervorragende und bedarfsgerechte Qualifikation, die Identifizierung der Engpässe von morgen und strategische Personalplanung. Immenses Potenzial liegt in der Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen: durch den Ausbau sozialer Infrastruktur sowie flexiblen Arbeitszeiten und Teilzeitmodellen. In den einzelnen Kreisen der Region schwankt der Anteil der weiblichen Beschäftigten. Mit rund 38 Prozent ist dieser in Böblingen am geringsten und im Stadtkreis Stuttgart mit 46 Prozent am höchsten. Dennoch: Die rund 2,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Region Stuttgart erwirtschaften 151 Milliarden Euro pro Jahr – das macht 4,3 Prozent der bundesweiten Bruttowertschöpfung aus – und steht für eine starke Wirtschaftsleistung. 

Transformation erfolgreich gestalten, Gründungen fördern

In Europa steht die Region Stuttgart für Innovationskraft und Wirtschaftsstärke. Sie fußt auf einer ausgeprägten industriellen Basis, zahlreichen Hidden Champions, einer exzellenten Forschungslandschaft sowie einer hohen Dichte an kleinen und mittleren Unternehmen, die über Forschungs- und Entwicklungskompetenz verfügen. Damit diese Innovationskraft in der Region nachhaltig Wirkung entfalten kann, müssen vorhandene Potenziale konsequent in wirtschaftliche Wertschöpfung überführt werden. „Der Strukturbericht zeigt: Wir müssen das Gründerklima stärken und Start-ups pushen. In der Region Stuttgart liegen, gerade im High-Tech-Bereich, großartige Chancen, die gefördert und ausgebaut werden müssen“, sagt Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart. Um Innovation und Gründungskultur am Wirtschaftsstandort zu festigen, braucht es verbesserte Rahmenbedingungen, einen gezielten Ausbau der Enabler-Infrastruktur, die Unternehmen und Startups unterstützt und es ihnen ermöglicht, ihre Geschäftsmodelle umzusetzen. Wichtig wird das im Hinblick auf Zukunftstechnologien in den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnik oder Verteidigung. „Ich bin mir sicher, dass wir mit mutigen Ideen und klaren Zielen, die Innovationskraft stärken und uns dadurch eine wirtschaftliche Spitzenposition sichern können“, so Paal. Gerade in der Region Stuttgart bietet die Forschungsinfrastruktur im Bereich Luft- und Raumfahrt ideale Bedingungen. Auch das vorhandene Know-how im Maschinen- und Fahrzeugbau kann für neue Zukunftsfelder genutzt werden. Die Potenziale der Region lassen sich auch auf das Feld der Verteidigung übertragen, das angesichts der geopolitischen Spannungen an Bedeutung gewinnt. Die Unternehmen der Region könnten ihre Kompetenzen in KI, Cybersicherheit, Luft- und Raumfahrt sowie autonome Systeme einbringen. Auch hier braucht es systematisch ausgebildete Fachkräfte, planungssichere Rahmenbedingungen und schnellere Verwaltungsprozesse.

Verkehrsinfrastruktur ausbauen – Mobilitätsangebote stärken

Als hochverdichteter Wirtschaftsraum ist die Region Stuttgart auf eine leistungsfähige, multimodale Mobilitätsstruktur angewiesen. Mit dem S-Bahn-Netz, dem Regionalverkehr, einem dichten Straßennetz und dem Stuttgarter Flughafen verfügt die Region über eine gute verkehrliche Infrastruktur. Doch in Teilbereichen zeigen sich strukturelle Engpässe. Die Folge: Überlastungen im Berufsverkehr, und verlängerte Arbeitswege. Das wirkt sich wiederum negativ auf Produktivität, Standortattraktivität und Umwelt aus. „Eine zukunftsfähige und nachhaltige Verkehrsinfrastruktur muss neue Formen von Mobilität integrieren“, sagt Dr. Alexander Lahl, Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart. „Mobilität endet nicht an den Schienen. Sie lebt von Verbindungen. Der Ausbau von Radschnellwegen, die Erweiterung von Sharing-Systemen und die Schaffung moderner Mobilitätsstationen mit P+R, die verschiedene Verkehrsträger intelligent miteinander verknüpfen – so kann das Mobilitätsangebot für die Region und darüber hinaus gestärkt werden.“ Um die Belastung durch den Pendelverkehr zu minimieren, sind im ÖPNV eine bessere Verbindung zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln sowie gezielte Investitionen entlang bedeutender Entwicklungsachsen notwendig. Das angestrebte Ergebnis: Eine verlässliche und zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur, die sowohl den Anforderungen der Wirtschaft als auch der Bevölkerung gerecht wird.

Hintergrund: Der Strukturbericht für die Region Stuttgart erscheint seit 1995 und ist ein in Deutschland einmaliges Projekt bedeutender regionaler Organisationen – Verband Region Stuttgart, Handwerkskammer Region Stuttgart, IG Metall Region Stuttgart und IHK Region Stuttgart - mit dem Ziel, den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken, seine Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu erhalten und damit Beschäftigung sowie Wohlstand zu sichern.

Den kompletten Strukturbericht und das frei verfügbare Online-Strukturboard gibt es zum Download unter: https://datacharts.de/strukturbericht-region-stuttgart

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